Sonntag, 19. März 2006

Geschichtsbilder in unseren Köpfen

Bei Durchsicht der letzten Weblogs von Anton Tantner stach mir sein Beitrag vom 13.03.2006 ins Auge, beinhaltet er doch eine klare Positionierung, die abseits der gängigen Medienlinie liegt. Die Schilderung von Milosevic als Opfer einer europäischen Verschwörung hat mich anfänglich ziemlich verwirrt, stellt es doch mein Geschichtsbild von ihm und vom Balkankrieg im Allgemeinen doch ziemlich auf den Kopf. Hatte Handke vielleicht doch nicht so Unrecht, war er doch nicht ein verblendeter Selbstinszenierer, als der er von einigen Medien in den letzten Jahren dargestellt wurde? Alles Fragen, die plötzlich nicht mehr so klar erscheinen. Aber vielleicht entspricht mein bisheriges Geschichtsbild von Milosevic als Täter doch der Wahrheit, vielleicht aber auch nicht - kurz gesagt ich weiß es nicht.

Aber woher stammen meine Geschichtsbilder, die ich unreflektiert für wahr gehalten habe? Habe ich diese nicht alle von Mainstream Medien, wie ORF, den großen österreichischen Tageszeitungen und einigen Webnewsportalen unkritisch übernommen. Aber kann ich wirklich alle öffentlich transportierten Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, nein dafür fehlt mir die Zeit - aber eines kann ich in Zukunft tun, ich werde versuchen ohne wirkliche inhaltliche Beschäftigung mit Mediennachrichten keine Positionierung meinerseits mehr vorzunehmen
framton - 20. Mär, 15:15

Akzeptierst Du den internationalen Gerichtshof in Den Haag?

0501206 - 20. Mär, 22:43

Natürlich, ich habe bis dato nie dessen Autorität bestritten, aber ist der wirklich zu einem Urteil gelangt, und warum hat das Ganze so lange gedauert? Ich möchte hier auch nicht über Schuld oder Unschuld diskutierten, alles was ich sagen wollte war dass man ohne wirkliche Hintergrundrecherche mit Schuldzuweisungen vorsichtig sein sollte. Und wenn man sich die österreichschen Tageszeitungen der letzten Tage vor Augen führt, neige ich schon zur Feststellung, dass eine mediale Hinrichtung vor einem rechtsgültigen Urteil stattgefunden hat. Es geht mir nur um die Art und Weise, wie Schlagzeilen auf den Leser losgelassen werden.

Ich glaube persönlich auch, dass Milosevic nicht ohne Grund vor dem Int.Gerichtshof in Den Haag angeklagt war, aber reicht der Glaube, der sich nicht der medialen Vorverurteilung entziehen konnte, für eine eindeutige Schuldzuweisung?
framton - 21. Mär, 10:40

Als ob es der einzige Fall einer medialen Hinrichtung vor einem rechtsgültigen Urteil gewesen waere. Ich bin mir nicht sicher, ob Du es wirklich schaffen kannst, Dich erst dann zu positionieren, wenn Du Dich inhaltlich wirklich beschaeftigt hast.

itdoesnotmatter - 28. Mär, 13:53

Peter Handke als Vorbild?

Aber genau dies - zumindest habe ich so den Eindruck - hat ja auch Peter Handke "versucht". 1996 hat er sein Buch "Eine winterliche Reise..." (http://www.allpreis.de/g/905838.html) geschrieben und seine persönlichen Eindrücke wiedergegeben, die er auf seiner Reise durch Serbien erlebt hat. Dabei erlebte er die Serben nicht als die Aggressoren sondern vielmehr als die Opfer des Bürgerkriegs in Jugoslawien... Sollen wir ihm da nicht nur literarisch folgen (das Buch selbst ist ja gut) sondern auch historisch?

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